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Trommler aus Leidenschaft

Die Gebrüder Roland & Christian Müller (68/57) - die wohl berühmtesten Trommler im schweizerischen Frauenfussball - sind seit Beginn der Saison 2018/2019 Fans der GC Frauen. Da es sie störte, dass während den Spielen eher mangelnde Unterstützung herrschte, kamen sie auf die Idee, die GC Frauen mit Trommeln zu unterstützen. Der DODO hat sie zum Interview getroffen.

 

Hallo ihr beiden, stellt euch doch kurz vor.

Christian Müller (CM)

Als ehemaliger Fussballer, Handballer und Damen-Handball-Trainer bin ich seit jeher sportbegeistert. Den Frauenfussball kenne ich seit den Anfängen. Seit mich mein grosser Bruder Roland vor über 3 Jahren fragte, ob ich mal Lust hätte, ein U-19 Europameisterschaftsspiel der Damen zu schauen, bin ich vom Damenfussball begeistert. Die Spielerinnen stehen technisch den Männern in nichts nach, haben aber eine Nettospielzeit von 85 Minuten (ohne Theatralik bei Fouls und vorwiegend ohne Schwalben), während die Nettospielzeit bei Männern bei 65 Minuten liegt. Deshalb schaue und unterstütze ich lieber den Frauenfussball.

Roland Müller (RM)

Ich bin schon seit vielen Jahren ein Anhänger des Frauenfussballs im Allgemeinen und seit ein paar Jahren, zusammen mit meinem Bruder Christian, der GC Frauen im Speziellen. Selbstverständlich verfolge ich auch die Spiele der Frauen Nationalmannschaft, EM- und WM-Turniere, oder generell internationale Spiele, wenn sie denn am TV gezeigt werden.

Zum Frauenfussball bin ich gekommen, weil mir die Zustände und das Gebaren beim Männerfussball, auf sowie neben dem Platz, nicht mehr gefällt. Auch finde ich die Geldsummen, welche beim Profifussball heutzutage im Spiel sind, nur noch krank. Frauen spielen vorwiegend des Sportes und nicht des Geldes wegen Fussball.

 

Was hat euch dazu bewegt, GC anzufeuern mit euren Trommeln?

CM

Ich wurde am U-19 Spiel auf das damals verletzte Supertalent Noa Schärz aufmerksam, welche mit der Aktion “I believe in You” Spenden für eine spezielle Reha suchte. Daraufhin verfolgte ich, wie es weiter ging und da sie bei GC spielte, wurde das dann meine Wahlmannschaft.

RM

Das hat sich mit der Zeit so entwickelt. Als wir angefangen haben bei GC die Spiele vor Ort zu verfolgen hat uns immer gestört, dass bei den Frauenspielen unter den Zuschauern eher Stille herrschte und selten mal jemand die Mannschaften anfeuerte. So kamen wir dann auf die Idee, das Team mit Trommeln und Anfeuerungsrufen zu unterstützen. Zuerst mit kleineren, dann mit grösseren Trommeln. Der Hintergedanke war auch, andere Zuschauer zum Mithelfen zu motivieren.

Fussballerinnen müssen einen enormen Aufwand betreiben, damit sie, neben Ausbildung oder Beruf, auf höchstem Niveau spielen können. Zudem müssen sie nach wie vor dafür kämpfen, gleiche Bedingungen wie die Männer zu haben, zum Beispiel bezüglich Infrastruktur, Trainingsbedingungen, Spielplatzverhältnisse etc. Sie haben es einfach verdient, dass man sie unterstützt.

 

Was war das verrückteste Erlebnis das ihr, mit euren Trommeln, bis jetzt erlebt habt?

CM:

Ich denke, wir haben schon aussichtslos scheinende Spiele mit der Unterstützung durch unsere Trommeln gedreht.

Die Bezeichnung von dir, die “berühmtesten Trommler im schweizerischen Frauenfussball” zu sein, lässt mich schmunzeln. Eigentlich ist es traurig, denn das sagt ja aus, dass wir die Einzigen sind ;-). Der Frauenfussball ist interessant genug, um mehr echte Fans zu haben. Da sollte sich etwas tun.

RM:

Da kommt mir eigentlich nichts wirklich Verrücktes in den Sinn. Vielleicht, dass wir auch schon angefragt wurden, bei anderen Spielen (auch Männern) zu trommeln. Oder dass Christian manchmal mit dem Motorrad ans Spiel kommt, die Trommel auf den Soziussitz geschnallt… :-)

 

Habt ihr auch schon schlechte Erfahrungen gemacht?

CM:

Dumme Sprüche vielleicht, aber das liegt in der Natur des Sprücheklopfers und nicht des Frauenfussballs. Ansonsten eigentlich nur Komplimente, aber leider keine Nachahmer.

RM:

So richtig schlechte Erfahrungen nein. Ein- oder zweimal gab`s einen dummen Spruch von jemandem, der sich vielleicht am Lärm störte oder einfach frustriert war, weil sein Team verloren hat. Grundsätzlich geht es bei den Frauen sowieso friedlich zu und her, auf und auch neben dem Platz. Es ist eher so, dass wir oft auch von gegnerischen Zuschauern Komplimente erhalten, weil wir für etwas Stimmung sorgen.

 

Was würdet ihr anderen empfehlen, auch ihr Team auf spezielle Art anzufeuern?

CM:

Über den eigenen Schatten springen und sein Team anfeuern. Egal ob Freund, Freundin, Bruder, Schwester, Vater oder Mutter. Es geht um die Wertschätzung des Sports und besonders der Spielerinnen. Keiner blamiert sich durch Anfeuerungsrufe, Trommeln, Fahnen oder sonstige Aktivitäten, die die Spielerinnen auf dem Platz zur Bestleistung antreiben.

Als ehemaliger Wettkampfsportler weiss ich die Unterstützung durch Publikum zu schätzen und habe selber die positive Wirkung auf Einsatz und Leistung gespürt. Gut wären Fanclubs. Das wäre sicherlich auch noch ein guter Booster für den Damenfussball generell.

RM:

Bei der einen oder anderen Mannschaft kommt es mittlerweile auch manchmal vor, dass jemand eine Trommel dabeihat. Ausserdem werden manchmal die gegnerischen Zuschauer durch unser trommeln und rufen angestachelt und sie feuern dann ihr Team auch an. Das ergibt dann eine gute Stimmung am Spielfeldrand und macht auch Spass. Deswegen würde es sich für alle lohnen, wenn da etwas mehr los wäre diesbezüglich. Und die Spielerinnen schätzen es natürlich sehr wenn sie angefeuert werden, egal wie.

 

Danke fürs Interview, und weiterhin viel Spass mit GC und am Trommeln.

 

 

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